Transzendentalien

In der mittelalterlichen Scholastik sind Transzendentalien (lat.: transcendentalia, von transcendere „übersteigen“) die Grundbegriffe, die allem Seienden als Modus zukommen. Wegen ihrer Allgemeinheit übersteigen sie die besonderen Seinsweisen, welche Aristoteles die Kategorien nannte (Substanz, Quantität, Qualität usw.). Die Transzendentalien liegen aber nicht jenseits der Kategorien, sondern sind in allen Kategorien jeweils enthalten.

Ontologisch betrachtet werden die Transzendentalien als das allem Seienden Gemeinsame aufgefasst, da sie von allem ausgesagt werden können. In kognitiver Hinsicht sind sie die „ersten“ Begriffe, da sie nicht auf logisch Vorausgehendes rückführbar sind.

Im Hochmittelalter seit Albertus Magnus sind die Transzendentalien der eigentliche Gegenstand der Metaphysik. Obgleich man sich über ihre Anzahl uneins war, bestand Konsens darüber, dass neben dem Grundbegriff des Seienden bzw. des Seins (ens) selbst Einheit (unum), Wahrheit (verum) und Gutheit (bonum) zu den Transzendentalien gehören.[1] Weiterhin wurden noch das Wesen (res), die Andersheit (aliquid) und in neuerer Zeit die Schönheit (pulchrum) zu den Transzendentalien gezählt. Ansätze zur scholastischen Transzendentalienlehre finden sich bereits bei Platon und seiner höchsten Idee des Guten und bei Aristoteles, für den die Begriffe „Seiendes“ und „Eines“ austauschbar sind, da sich der Begriff des Einen auf all das anwenden lasse, worauf auch das Prädikat „seiend“ zutrifft.[2]

  1. Genau diese vier Werte nannte auch Albertus Magnus, zitiert bei Jan A. Aertsen: Die Frage nach dem Ersten und dem Grundlegenden. Albert der Große und die Lehre von den Transzendentalien. In: Walter Senner, Henryk Anzulewicz (Hrsg.): Albertus Magnus. Zum Gedenken nach 800 Jahren. Neue Zugänge, Aspekte und Perspektiven. Akademie, Berlin 2001, S. 91–112.
  2. Vgl. Emerich Coreth: Grundriss der Metaphysik. Tyrolia, Innsbruck/ Wien 1994, ISBN 3-7022-1951-X, S. 136.

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